© Andreas Overdick

Göttinger engagiert sich seit 20 Jahren für die Bahnhofsmission

Fri, 06 Mar 2020 07:35:10 +0000 von Andreas Overdick

Ein Artikel von Jeanine Rudat.
Henning Müller hat am 1. März sein 20-jähriges Jubiläum als Ehrenamtlicher der Bahnhofsmission Göttingen gefeiert. Leiter Andreas Overdick und stellvertretender Leiter Matthias Schökel gratulierten Müller, der Ende März seinen 81. Geburtstag feiert, mit einer Dankesurkunde. „Ehrenamt ist die Bodenplatte, auf der sich Kirche aufbaut. Ohne diese Grundlage wären die meisten Arbeitsfelder hier nicht möglich“, erklärt Overdick. 
Sich für andere einzusetzen bedeute ihm sehr viel, so Müller. „Denn ohne ehrenamtliches Engagement wäre unsere Gesellschaft nicht nur nicht überlebensfähig, sondern sie würde, und davon bin ich zutiefst überzeugt, zusammenbrechen.“ Sich für die Bahnhofmission zu entscheiden, sei dem 80-Jährigen leicht gefallen. Ihn reize besonders, dass er bei seiner freiwilligen Arbeit mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun hat und verschiedene Nationalitäten, Altersgruppen und Schicksale kennenlernt und dies zu einem bereichernden Austausch für beide Seiten führt. 
An zwei Begebenheiten erinnert sich der Göttinger besonders gerne. Bei seinem ersten Einsatz alleine auf dem Bahnsteig, hat er einer älteren Dame und ihrem 30-jährigen Sohn, der das Down-Syndrom hatte, beim Einstieg geholfen. Da noch sehr viel Zeit war, hat er die Familie samt Gepäck bis in den Zug begleitet. Völlig vertieft in die Unterhaltung nahm niemand war, dass der Schaffner bereits zur Abfahrt gepfiffen hatte. „Und so hatte ich das Vergnügen mit den beiden nach Kassel zu fahren“, erinnert sich der Rentner schmunzelnd an seinen ersten Einsatz. „In Kassel angekommen, hatte ich relativ schnell eine ICE-Rückfahrt nach Göttingen und wurde von dem sehr verständnisvollen Zug-Chef mit einem Pott Kaffee für meinen Einsatz belohnt.“ 
Dass Lachen und Weinen bei seinen Einsätzen nah beieinander liegen, zeigt Müllers zweites Erlebnis als Ehrenamtlicher der Bahnhofsmission Göttingen. Er betreute eine alleinreisende ältere Dame, die seit mehr als zehn Jahren ihren schwerkranken Ehemann 24 Stunden am Tag betreute und nun zum ersten Mal einen dreiwöchigen Erholungsurlaub nehmen konnte, weil ihrem Ehemann eine entsprechende Betreuung in einem Heim gewährleistet war. Müller erinnert sich: „Sie war so dankbar und zufrieden darüber, obwohl sie ihren Ehemann jetzt schon vermisste. Wir hatten noch Zeit und so erzählte sie mir ihre Lebensgeschichte. Als ich mich dann von ihr verabschiedete, drückte sie meine beiden Hände, mit den Worten: ´Vergelt´s Gott´. Ob dieser besonderen Anerkennung, die sich bei mir vor allen Dingen in diesen zwei Worten wiederspiegelte, fing erst ich an zu weinen und dann die Dame. Wir nahmen uns in den Arm und waren auf eine gewisse Weise glücklich, dass wir uns begegnet waren.“ 
Der Leiter der Bahnhofsmission Göttingen, Andreas Overdick, freut sich, mit Henning Müller so einen engagierten Ehrenamtlichen in seinen Reihen zu haben. „Henning Müller hat mit seinem 20-jährigen Engagement die Bahnhofsmission entscheidend mitgeprägt. Auch heute noch fließen seine Erfahrungen und die Geschichten von damals in die Entscheidungsfindung des Gesamtteams mit ein. Nur mit diesem ´Rückblick´ und ´Ausblick´ ist eine kontinuierliche, sich den Anforderungen und Veränderungen stellende Arbeit möglich.“
Quelle: Denise Dammann
Leiter der Bahnhofsmission Göttingen Andreas Overdick (links) und stellvertretender Leiter der Bahnhofsmission Göttingen Matthias Schökel (rechts) gratulieren Henning Müller (Mitte) zu seinem 20. Ehrenamtsjubiläum bei der Bahnhofsmission.
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